Happy

Was ist Glück?

Ein Gemütszustand, hätte ich gesagt. meist vorübergehend, denn er bezeichnet einen Zustand von guter Grundstimmung plus positiven Impulsen welcher Art auch immer. Sorglos trifft es nicht ganz. Zufriedenheit- empfindet man mitunter auch ohne besondere Impulse. Glück- oder vielleicht auch das Bewusstsein von Glück bedarf eines besonderen Moments.

Aber: die Welt will es wissen, welches Volk auf Erden denn nun das glücklichste ist- im „World Happiness Report (Helliwell, J., Layard, R., & Sachs, J. (2017). World Happiness Report 2017, New York: Sustainable Development Solutions Network)“ wird es jedes Jahr ermittelt. Dieses Mal haben die Norweger die Nase vorn- bzw das Herz voller positiver Emotionen.

„Lykkelig“ bedeutet in Norwegen: Glück

Das klingt heimelig und undramatisch- und vielleicht ist das schon das Geheimnis, warum die Skandinavier offensichtlich so gut in Sachen Glück sind.Nicht die sonnenverwöhnten Südeuropäer, denen man ein „feuriges Temperament“ und das „dolce vita“ angedichtet hat. Nicht die genussfreudigen Franzosen, die „essen wie Gott“ wenn man den Restaurantführern glauben darf. Und schon gar nicht wir Deutschen mit der „Schwarzen Null“ im Staatshaushalt. Nein, zu staatenweise messbarem Glück gehört: ein beständiger Lebensrahmen in Verbindung mit dem Gefühl, dass der Staat es gut mit einem meint. Politiker, die über den Verdacht der Korruption erhaben sind. Dass es gerecht zugeht, und alle in etwa das haben, was sie brauchen. Und neben der Arbeit genug freie Zeit für eigene Interessen. So in etwa die Antworten der befragten Norweger, der wenigen Befragten im TV-Interview, versteht sich.

Ob sie auf dem Gipfel des Glücks auch an das untere Ende der Statistik geschaut haben?

Von 155 ausgewerteten Staaten liegen vor allem afrikanische Staaten weit abgeschlagen. Und die aktuellen Kriegsregionen. Was niemanden wundern kann. Die Ergebnisse basieren vor allem auf Befragungen- etwa 1000 im Lauf des vergangenen Jahres in jedem der 155 Länder. Die Interviewten waren aufgefordert, ihr Leben auf einer 10 stufigen Leiter einzuordnen, dabei war 0 das denkbar schlechteste, 10 das beste vostellbare Leben.

Der Happiness-Report, am Happiness-Day veröffentlicht, macht natürlich Erklärungsversuche

Man stellt das glückliche Leben in manchen Staaten in direkten Zusammenhang mit sechs verschiedenen Variablen, die messbare Zahlen für Lebensbedingungen liefern. Das Bruttoinlandsprodukt und die Lebenserwartung zählen dazu und die Zufriedenheit im Job, soziale Freiheit.. Zahlen, die Grundlagen liefern sollen für nachhaltige Entscheidungen in der Politik der Staaten im UN Verbund.

Wie schön wäre es, würde dies endlich einmal weltweit funktionieren

Bis 2030, so das Ziel der vereinten Nationen, soll kein Mensch mehr hungern müssen. Aktuell hungert laut World Food Programm der UN einer von zehn Menschen. Wir sehen wieder Bilder von verdurstetem Vieh und bis auf die Knochen abgemagerten Kindern. Glück- für viele Afrikaner in den Ländern Südsudan, Äthiopien, Kenia, Somalia, Nigeria, Tschad, Kamerun und Niger -wenn sie es denn noch empfinden können- bedeutet ihrem Kind bei Erreichen einer Versorgungsstation endlich etwas zu essen und trinken geben zu können. Hoffnung zu schöpfen, dass Überleben möglich ist.

Glück sieht man auch in den Gesichtern derer, die auf dem Mittelmeer unmittelbar davor stehen, von einem beängstigend überfüllten Schlauchboot gepflückt zu werden. An Bord europäischer Rettungsschiffe. Es sind fast ausschließlich junge Gesichter, die in die Kameras lachen. Die Boten hoffnungsloser Gesellschaften, eigentlich ihre Zukunft. Mutig. Voller Tatendrang. Mit ungebrochenenem Lebenswillen. Zurück bleiben die Wurzeln, die Familien. Hoffend, dass ein bisschen europäisches Glück durch die winzige Verbindung mit einem Familienmitglied auf dem anderen Kontinent wie durch Kapillaren zu ihnen gelangt.

Bezüglich des World Happiness Reports kann man leider sagen, die Norweger haben wirklich Glück gehabt: ihr Land liegt in einer klimatisch gemäßigten Zone, für den Anbau von Cash Crops überhaupt nicht geeignet. Die Ölvorkommen wurden nicht von der Staatsspitze zur Mehrung ihres persönlichen Wohlstandes abgeschöpft, es gibt ein gerechtes Sozialsystem, nicht die brüchigen gesellschaftlichen Hierarchien, die zum Teil noch aus kolonialer Zeit stammen.