Grundsätzlich ist das „Ja“ bei uns positiv besetzt- wer ja sagt zum Leben, zur Liebe gilt als optimistisch, dem Leben zugewandt. „Nein“ als Kontrapunkt dazu wird eher abgrenzend, ausschließend und abwehrend empfunden. In der Türkei ging das Regierungslager vor dem Referendum vom vergangenen Sonntag noch weiter: das „Nein“ wurde zum Unwort erklärt. Das nicht „Ja“-Sagen hochstilisiert zum Verrat am Volk.
Jemandem die Wahl zu lassen bedeutet ein Risiko eingehen. Jemand, der fragt und „Nein“ hört macht sich möglicherweise lächerlich- zumindest aber verwundbar, denn die Zustimmung wurde ihm verwehrt. Gründe werden gesucht. Schuld zugewiesen. Alle demokratisch gewählten Regierungen leben mit diesem Risiko. Die türkische Regierung ist dieser Schmach knapp entgangen. Die „Ja“-Sager zu ihrem Politikentwurf waren in der Mehrheit, zumindest wenn man den veröffentlichten Zahlen trauen darf.
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